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ChatGPT und generative KI: 63% unserer Jobs werden verändert und 7% ersetzt

Ulrich Lichtenthaler • 30. März 2023
ChatGPT und generative KI werden uns nicht überflüssig machen – auch wenn die aktuelle Berichterstattung genau diesen Eindruck erweckt.

ChatGPT hat uns allen verdeutlicht, wie schnell sich manche Felder künstlicher Intelligenz (KI) aktuell weiterentwickeln. Auch wenn einige dieser Entwicklungen schon seit Jahren erwartet wurden, ist die Geschwindigkeit vieler Verbesserungen selbst für manche ExpertInnen erstaunlich. Der aktuelle offene Brief des Future of Life Institute, der von über 1.000 Personen unterzeichnet wurde, ist daher grundsätzlich nachvollziehbar. Darin wird insbesondere auf die Risiken von KI hingewiesen und eine sechsmonatige Pause für das Trainieren leistungsfähiger KI-Lösungen gefordert.
 
Eine ausreichende Beachtung der Risiken von KI ist unbedingt erforderlich, auch wenn die aktuelle Berichterstattung dazu oft zu kurz greift. Noch erstaunlicher ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht jedoch das Medienecho der letzten Wochen und Monate zu den Auswirkungen von KI auf die Arbeitswelt, das sowohl in klassischen Medien als auch bei Social Media zu beobachten war. Dort wird häufig gefragt, ob wir als Menschen noch schlau genug sind im Vergleich zur KI. Auch wird diskutiert, ob KI künftig die meisten Führungskräfte ersetzen wird.

Besonders oft steht also wieder einmal die Frage im Mittelpunkt, wie viele Personen durch KI ihren Job verlieren werden. Diese Frage ist auf den auf den ersten Blick vielleicht nachvollziehbar, weil durch KI-basierte Automatisierung in den nächsten Jahren tatsächlich in nennenswertem Umfang Jobs verloren gehen werden. Insbesondere werden auch solche Büro-Jobs betroffen sein, die bisher noch nicht automatisiert werden konnten. Dadurch sind mit offensiven Schlagzeilen sicherlich hohe Klickzahlen zu erreichen. Außerdem werden auch Arbeitsplätze in der Medienbranche automatisiert werden, wodurch sich die Berichterstattung zusätzlich erklären lässt.

Integrierte Intelligenz strategisch oft wichtiger als eigenständige KI
Dennoch wird viel zu oft ein einseitiger Schwerpunkt gelegt und damit auch ein falscher Eindruck vermittelt. Der wirklich entscheidende Teil der Entwicklung für die meisten Unternehmen und ebenso für die meisten Arbeitskräfte liegt in der Kombination von KI mit menschlicher Arbeit – und eben gerade nicht in der vollständigen Automatisierung von Jobs durch KI. In den letzten Jahren kamen verschiedenen Studien immer wieder zu ähnlichen Ergebnissen. Der Grundtenor ist dahingehend identisch, dass sich deutlich mehr Jobs verändern werden als komplett wegzufallen (vor allem, wenn die Zahl der Arbeitsplätze berücksichtigt wird, die durch KI zusätzlich entstehen). Diese Kombination von menschlicher mit künstlicher Intelligenz wird auch als integrierte Intelligenz bezeichnet.

Integrierte Intelligenz als Kombination von menschlicher und künstlicher Intelligenz

Eine aktuelle Studie von Goldman Sachs widmet sich konkret den Auswirkungen generativer KI, die Daten erzeugen und bearbeiten kann, z.B. Text oder Bilder. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist ChatGPT. Die Auswirkungen anderer Formen von KI und Automatisierung wie Robotik werden in der Studie nicht berücksichtigt. Dennoch wird laut der Studie allein durch generative KI bei 7% der Arbeitsplätze in den USA mindestens die Hälfte der Aufgaben künftig automatisiert, sodass diese Jobs durchaus ersetzt werden können. Ungefähr 30% der Arbeitsplätze sind laut der Studie hingegen nicht von möglicher Automatisierung durch generative KI betroffen. Für den mit 63% weitaus größten Teil der Arbeitsplätze wird voraussichtlich weniger als die Hälfte der Tätigkeiten automatisiert. Für diese Personen wird sich die Arbeit teilweise nennenswert ändern, da KI bisherige repetitive Tätigkeiten ersetzt. Allerdings werden sie ihre Arbeit ergänzt durch KI weiterführen mit insgesamt produktiverer Wertschöpfung.

Neue Kernkompetenzen in Kombination von menschlicher Expertise mit KI
Für Firmen bedeutet diese (teilweise) Automatisierung schlicht die nächste Stufe des schon seit Jahrzehnten beobachtbaren technologischen Wandels. Gerade in Ländern mit hohen Lohnkosten wird diese Automatisierung zügig erfolgen. Gleichzeitig sollten sich Unternehmen verstärkt auf die Schnittstellen von menschlicher Intelligenz mit KI und Datenanalytik konzentrieren, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Wenn alle Firmen einer Branche ähnliche eigenständige KI-Tools nutzen, deren Anwendung sich künftig deutlich standardisieren wird, ergeben sich Wettbewerbsvorteile verstärkt an den Schnittstellen sowie bei einzigartiger menschlicher Expertise. Die verbleibende menschliche Arbeitskraft und Führungskraft werden durch die KI-Revolution somit wichtiger und nicht unwichtiger.

Die Diskussionen in den Medien und Unternehmen sollten sich also deutlich weniger auf eigenständige KI und die sich daraus ergebenden Folgen durch Automatisierung konzentrieren. Vielmehr sollten sich Firmen im Rahmen ihrer Strategie zusätzlich fragen, wie sie neue Kernkompetenzen durch integrierte Intelligenz aufbauen, also durch die Kombination einzigartiger menschlicher Fähigkeiten mit aktueller KI. Außerdem sollten sich Fach- und Führungskräfte fragen, welche besonderen Fähigkeiten und Skills sie besitzen, gerade an den Schnittstellen zu KI und Datenanalytik. Auch sollten die meisten Firmen ihre Angebote für Trainings und Coachings in diesem Bereich massiv ausbauen.

Die Welt steht erst am Anfang der KI-Revolution und wir sollten uns nicht von den bisherigen Schwerpunkten der Berichterstattung irritieren lassen. Die Transformation durch integrierte Intelligenz im Sinne der Kombination von menschlicher und künstlicher Intelligenz wird aller Voraussicht nach deutlich tiefgreifender sein als die vollständige Automatisierung menschlicher Arbeit, auch wenn die Auswirkungen durch den Wegfall von Arbeitsplätzen im Einzelfall natürlich gravierend sind. Menschliche Expertise ist aber weiterhin gefragt und vielfach wird ihre Bedeutung noch größer sein als bisher.

Mehr Details zu integrierter Intelligenz gibt es in folgendem Video. Bei Fragen oder Interesse an einem Austausch zu diesen Themen kontaktieren Sie mich bitte hier.

von Ulrich Lichtenthaler 2. Juli 2024
As sustainability and ESG are on top of many firms’ strategic agendas, there is a growing need for specialized trainings, workshops, and keynotes.
von Ulrich Lichtenthaler 2. Juli 2024
Nachhaltigkeit und ESG stehen bei vielen Unternehmen ganz oben auf der Tagesordnung, daher wächst der Bedarf an spezialisierten Schulungen, Workshops und Vorträgen.
von Ulrich Lichtenthaler 2. März 2023
Despite the massive attention to sustainability and ESG, many firms still underestimate the opportunities for innovation beyond reducing CO2 emissions.
von Ulrich Lichtenthaler 12. September 2022
The GREEN GRASS STRATEGY goes beyond traditional sustainability, and it refers to developing innovative solutions for a ‘net positive impact’. What is the GREEN GRASS STRATEGY? The GREEN GRASS STRATEGY is a sustainability strategy that focuses on innovation and new business opportunities rather than limiting sustainability programs to resource efficiency and the optimization of established processes. As such, the GREEN GRASS STRATEGY goes beyond traditional sustainability concepts that often focus on avoiding harm (no net loss) to consider positive sustainability and to embrace doing good (net positive impact). The GREEN GRASS STRATEGY enables you to leverage sustainability for innovation and value generation, and it can be systematically developed with the SUSTAINABILITY INNOVATION MAP , which helps firms to achieve a competitive advantage by systematically pursuing sustainability innovations in all ESG dimensions – environment, social, and governance.
von Ulrich Lichtenthaler 5. September 2022
Generation Z – and what is next? Many of today’s students are ‘sustainable natives’ and expect companies to make a positive contribution to solving ecological and social problems. In an international survey of more than 27,000 people, GlobeScan found in 2020 that for 60% of younger participants, climate change and social inequality are top priorities, combined with the expectation that companies should contribute to solving these challenges. Very importantly, the young generation expects positainability , i.e. making a positive contribution and not just reducing negative effects of doing business, for example by reducing CO2 emissions. To implement this positive sustainability approach, companies would need to pursue a GREEN GRASS STRATEGY . So far, however, many companies are hardly prepared for the future changes due to the ideas of those persons that will be starting their careers in the next few years. In fact, this new generation of ‘sustainable natives’ presents new challenges and opportunities for companies (as I have explained in more detail in a recent article in the Haufe Personalmagazin ). In particular, the following typical perspectives of this ‘Generation PI’ – Positive Impact – have to be considered. 1. Sustainable natives Many current students are ‘sustainable natives’ because they perceive sustainability as a core topic since their early youth. In contrast to the extensive public discussions about ‘digital natives’, the role of ‘sustainable natives’ has been mostly ignored so far. 2. Doubtful prospects Typical for ‘Generation PI’ are doubts whether their future standard of living will remain as good as their current situation and as the life of their parents, especially due to climate change. 3. Expected limitations Many current students expect restrictions on possible behaviors to enable a more sustainable economy and society in the future, for instance bans or massively increasing prices for air travel or the consumption of less sustainable food. 4. Positive contribution Beyond the goal of no-net-loss, ‘Generation PI’ is ready to make a positive contribution in terms of a net-positive-impact. Here, companies need to focus on major innovations rather than limiting themselves to reducing CO2 emissions in established processes.
von Ulrich Lichtenthaler 7. Juli 2022
Positainability – or positive sustainability – refers to the combination of doing good and avoiding bad to arrive at innovative solutions.
von Ulrich Lichtenthaler 23. Mai 2022
On May 28, 2022, Liverpool FC with the manager Juergen Klopp have the chance to win another Champions League title after beating Chelsea to win the FA Cup 2022.
von Ulrich Lichtenthaler 31. Januar 2022
How to use the proven tool that helps firms across industries to systematically pursue sustainability innovations.
von Ulrich Lichtenthaler 17. Dezember 2021
There is more to sustainability management than enhancing the efficiency of established processes to reduce emissions – much more!
von Ulrich Lichtenthaler 9. November 2021
Many firms have started digitalization and sustainability initiatives – but they neglect to profit from the combination of these megatrends.
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